Günter Minas

April 2005

Kann man mit Kunst alles ausdrücken? Ist das Grauen kunstfähig? Die Jenseitigkeit der menschlichen Existenz? Das Unvorstellbare? Das alles Vernichtende? Auf die Frage nach der Möglichkeit oder Unmöglichkeit, nach Auschwitz noch Gedichte zu schreiben - und diese Frage stellt sich seitdem immer wieder und immer wieder anders und andernorts -, gibt es eine Antwort: Die Todesfuge von Paul Celan. Ein eindringliches Werk, von nachgerade ewigkeitlicher Wirkung. Aloys Rump stellt sich dieser Herausforderung, einer ganz anderen als der durch andere Poesie geforderten, er sucht sie, und er schafft ein Mahnmal im Wortsinn. "Schwarze Milch": Fünf Stelen, an die Wand gelehnt, von monumentaler Einfachheit, in seiner typischen Ästhetik der Reduktion, nichts als Holz, Stoff und Farbe, nur zwei Farben, Schwarz und Weiß, nichts anderes gibt es im Moment des Todes und des Tötens. Weiß lackierte Holzplanken sind durch Leinentücher oben - im Kopfbereich - verhüllt, die Tücher sind mit schwarzer Farbe getränkt, die Farbe fließt an den Stelen herab, und Rinnsale sind ihre Spuren.
"Schwarze Milch" - die ersten Worte der Todesfuge haben eine Flut von Interpretationen provoziert. Die einfachste ist die sinnlichste: Milch, das natürlichste und erste Nahrungsmittel, Sinnbild des Lebens, verkehrt sich ins unvorstellbare Gegenteil des Schwarz, des Nichts, des Todes. Metapher für die Umkehrung der Werte, für die vollständige Negierung des Lebens und alles Lebenswerten.

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© Aloys Rump